Jun 25, 2009 - Die Höhe der Steuern ist egal

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Wieviele Steuern man zahlen muss ist völlig egal - es kommt darauf an, wie die Steuern ausgegeben werden. Würde die Regierung die Steuergelder dazu nutzen, mir ein neues iPhone, lebenslang kostenloses Einkaufen bei Amazon und eventuell noch eine kleine Eigentumswohnung zu kaufen, wäre ich damit nicht unzufrieden.

Ein anderes Gedankenspiel macht es vielleicht deutlicher: angenommen die Regierung würde für jeden Bürger eine Art Konto anlegen, und die Steuerzahlungen jeden Bürgers auf dessen Konto anlegen. Die Bürger könnten durch formlose Anträge (eventuell sogar mithilfe einer kleinen Chipkarte) über Nutzung des Geldes beantragen ("ich beantrage den Kauf eines iPhones") - ganz genau, es wäre kein Unterschied dazu, das Geld selber bei einer Bank anzulegen (Thema Zinsen mal beiseite gelassen).

Somit sind die regelmässig wiederkehrenden Diskussionen über "Steuern sparen", "Steuern senken" etc. völliger Mumpitz. Worüber sich die Politiker hingegen beharrlich ausschweigen ist WIE sie die Steuergelder effizienter nutzen können. Von Effizienzsteigerung ist nie die Rede, dabei wäre dies der spannende Part.

Meistens beschränkt sich die Politik auf das hinundherverschieben von Steuern: Partei A sieht vor, das Geld vornehmlich bei den Reichen abzuzwacken, Partei B will die Arbeiter noch ein bisschen mehr bluten lassen. Danach läuft es auf einen Machtkampf hinaus, der Verlierer zahlt. Effizienzsteigerung an sich wird vom politischen System hingegen nicht belohnt, daher wird auch nur wenig (öffentlich) darüber nachgedacht.

Leider fällt mir momentan kein Rat mehr für die Leser dieses Blogs ein. Das Thema Wirtschaftskrise war ja eigentlich schon halb durch (man versuchte nicht dran zu denken), wurde mir aber durch die Ankündigung der neuen Rekordschulden der Bundesregierung wieder schmerzhaft in Erinnerung gerufen.

Meinem Gefühl nach wird unsere Zukunft in Deutschland derzeit von der Regierung verramscht. Wie soll man da noch investieren? Ich erwarte, dass Geldanlagen früher oder später entwertet werden. Neues Geld zu verdienen wird auch schwierig, da alles von der Steuer vereinnahmt werden wird. Damit wird man aber keine iPods kaufen, sondern Schulden abbezahlen. Laut aktueller Rechnung des Bundes der Steuerzahler beträgt die Verschuldung des Staates inzwischen ca. 20000€ pro Einwohner. Da nicht jeder Bürger überhaupt Geld verdient (z.B. Kinder, Arbeitslose, Rentner), dürfte die Belastung pro produktivem Bürger noch deutlich höher liegen. Wenn man von seinen Ersparnissen gedanklich schon mal 40000€ abzieht, bekommt man ein besseres Gefühl dafür.

Klassisch bleibt wohl nur die Anlage in Gold, aber selbst dabei bin ich skeptisch. Wenn es hart auf hart kommt, wird der Staat auch danach greifen - so schon geschehen 1933 in Amerika, als Bankschliessfächer nur noch im Beisein eines Staatsbeamten geöffnet werden durften, damit niemand sein Gold unbemerkt zur Seite schaffen konnte. Wohl dem, der sein Gold im Garten vergraben hatte.

Wohnungskauf wäre eventuell ein Gedanke - generell könnte man auf die Geldentwertung spekulieren, indem man Kredite aufnimmt. Dafür bin ich aber nicht Pokerspieler genug. Generell könnte ich mir aber vorstellen, dass es für die Regierung am schwersten durchzusetzen wäre, den Bürgern ihre Eigenheime wegzunehmen - die Proteste wären zu gross. Garantien dafür gibt es nicht, aber vielleicht spricht das ausnahmsweise mal für das Eigenheim.

Als Alternative fällt mir nur ein, in Wissen, Qualifikationen, soziale Netzwerke zu investieren, damit man wenigstens immer die Möglichkeit hat, wieder auf die Füsse zu kommen. Wenn man sich nützlich machen kann, hat man bessere Chancen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Gute Kontakte (am besten zu Regierungskreisen) helfen in der Not, ein paar Vorteile für sich herauszuschlagen.

Beim Staat angestellt zu werden ist natürlich auch eine relativ sichere Masche, wäre mir persönlich aber nicht erfüllend genug. Ebensowenig erscheint Leistungsverweigerung als schmackhafte Alternative (nichts verdienen und nichts besitzen, damit der Staat auch nichts wegnehmen kann). Wobei es vermutlich Leute gibt, die damit nicht schlecht Leben, mithilfe von kreativer Buchführung.

Jan 31, 2009 - Der Joker als unfreiwilliger Robin Hood - überraschende Eigenschaften des Geldes

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Kürzlich auf DVD angeschaut: Batman - The Dark Knight. Der Film war wirklich nicht mein Fall, er kam mir grösstenteils wie eine übersteigerte Kleinejungenphantasie vor, was ich eher peinlich fand. Die Batman-Filme die sich selbst ein bisschen auf den Arm genommen haben waren mir lieber.

Eine Stelle im neuen Batman hat mich aber doch amüsiert: nachdem er erfolgreich eine irrsinnige Menge Geld gestohlen hat (ich glaube Milliarden von den anderen Gangstern), verbrennt der Joker einfach seinen Anteil, einen riesigen Berg von Geldscheinen. Die Szene sollte wohl zeigen wie böse und verrückt der Joker ist, es geht ihm noch nicht mal um Geld, sondern einfach nur um Zerstörung.

Dabei ahnte er sicherlich nicht, dass Geld zu verbrennen gleichbedeutend dazu ist, das Geld dem Staat zu spenden. Joker war in der Szene also ein Wohltäter für Gotham City. Es funktioniert nämlich so: da durch die Verbrennung die Geldmenge reduziert wird, steigt aufgrund von "Angebot und Nachfrage" der Wert des sich noch im Umlauf befindlichen Geldes um den Wert des vernichteten Geldes. Oder anders ausgedrückt: da Geld eine Art Schuldverpflichtung des Staates sind (früher gab es gegen Geldscheine Gold, heute weiss man nicht so recht, was Geld eigentlich wert ist), wird durch dessen Verbrennung ein bisschen Schuld des Staates vernichtet.

Aufgrund ähnlicher Betrachtung sind manche reiche Menschen auch Wohltäter der Gesellschaft, obwohl sie ihr Geld nicht ausgeben: solange sie das Geld tatsächlich nicht ausgeben, herrschen eigentlich dieselben Zustände als wäre das Geld verbrannt worden - das Geld fehlt im Umlauf, als wird durch die Knappheit das Umlaufende Geld mehr wert sein. Man kann es auch noch anders sehen: wer Geld erhalten hat, hat dafür ja normalerweise eine Leistung erbracht (z.B. ein Auto gebaut), und es gegen Geld abgegeben. Das Geld ist die Option dafür, irgendwann in der Zukunft eine andere Leistung zurückzuerhalten. Wird diese Option nie ausgeübt (d.h. das Geld nicht ausgegeben), wurde die ursprüngliche Leistung (das Auto zu bauen) also praktisch "kostenlos" erbracht - der Autobauer hat der Gesellschaft ein Auto geschenkt. (Diese Gedanken stammen aus dem Artikel What I love about Scrooge, den ich über Greg Mankiw's Blog gefunden habe).

Sollte ich am Ende meines Lebens eine riesige Menge Geld und keine würdigen Erben haben, werde ich mir wohl auch überlegen ein kleines Freudenfeuer zu veranstalten. Allerdings erhält man dafür wohl keine Goldplakette an prominenter Stelle, wie man sie durch direktes Spenden vermutlich erlangen könnte.

Jan 30, 2009 - Crashkurs - Buchimpression

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Vor kurzem habe ich in der Buchhandlung das Buch Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen von Dirk Müller durchgeblättert. Zum Kauf konnte ich mich noch nicht entschliessen, da ich bereits andere Bücher zu den meisten der darin behandelten Themen habe (etwa "was ist Geld"). Die Rezensionen auf Amazon klingen allerdings auch interessant, wäre erschreckend, wenn die "reale" Inflation tatsächlich bei 9% läge, nicht nur bei den offiziellen 3%.

Was ich im Schnellverfahren durchgelesen habe waren die Anlagetipps für die Krisenzeiten. Das Buch stammt wohl vom Herbst letzen Jahres, dürfte also einigermassen Finanzkrisenaktuell sein. Dirk Müller rät komplett von Aktien und Aktienfonds ab, und auch für Immobilienfonds scheint ihm die Zeit nicht reif zu sein. Er empfiehlt Tagesgeldkonten, da die Zinsen zur Zeit immer besser würden (die Banken brauchen Cash), und ausserdem Gold und evtl auch Silber.

Ich muss zugeben, dass mir noch nicht ganz klar ist, warum derzeit eher eine (Geldanlagen begünstigende) Deflation als eine Inflation erwartet wird - ich sehe nur dass die Staaten sich extrem verschulden, was meiner Meinung nach eher zu Inflation führen müsste. Denn irgendwann werden die Regierungen das Geld drucken, dass ihnen fehlt. Aber das ist nur eine Gefühl ohne grössere Recherche. Ich hätte momentan eher Angst, dass das Geld entwertet wird, daher ist Gold denke ich auf jeden Fall eine gute Idee. Wichtig hierbei ist dieses physisch zu halten, und zwar am besten noch nicht mal im Schliessfach der Bank, sondern irgendwo anders. In Amerika gab es tatsächlich den Fall, dass der Staat sich an die Goldvorräte der Bürger machte, so dass zeitweise Bankschliessfächer nur im Beisein von Beamten geöffnet wurden durften. Kamen dabei unangemeldete Goldvorräte zum Vorschein, musste nachgezahlt werden.

Sicher ist man also nur, wenn man das Gold irgendwie physisch hält. Mir ist noch keine gute Lösung dafür eingefallen, denn bei einem Einbruch alles zu verlieren wäre auch hässlich. Vielleicht bei Freunden und Verwandeten Depots einrichten, um das Risiko zu streuen? Interessant wäre auch, ob evtl. eine Hausratsversicherung helfen könnte - wobei dem Paranoiker in mir inzwischen eingefallen ist, dass die Datenbank der Hausratsversicherungen ja eigentlich das Paradies für Einbrecher sein müsste. Wer weiss, ob da nicht manchmal Informationen weiterverkauft werden (OK, das ist extrem Paranoid...).

Interessant war auch die Erwähnung von Silber in Dirk Müller's Buch: anscheinend gibt es bislang nur 20 mal mehr verfügbares Silber als Gold auf der Welt, dennoch beträgt der Silberpreis nur ein 70tel des Goldpreises. Daher gehen einige Fachleute davon aus, dass der Silberpreis künstlich niedrig gehalten wird und es irgendwann eine dramatische Preissteigerung bei Silber geben könnte. Dummerweise ist es kaum noch praktikabel, Silber zuhause zu horten, da man entsprechend grössere Mengen als bei Gold bräuchte (Kilos statt Gramm). Daher lagerten viele Leute Silber bei Banken ein - dachten Sie, zumindest schlossen sie entsprechende Verträge mit den Banken. Viele Banken kauften aber dann kein entsprechendes Silber und lagerten es physisch ein, sondern behandelten den Vertrag wie eine Option: sollte der Kunde sein Silber wollen, würde die Bank eben schnell welches kaufen. Hier könnte es passieren, dass Silber plötzlich zu teuer würde (etwa wenn alle gleichzeitig ihr Silber wollen - es gibt mehr "Optionen" auf Silber als es überhaupt Silber gibt), Banken können pleite gehen, und der Kunde hat kein Silber - wieder ein Beispiel das zeigt, wie wichtig es ist, die Edelmetalle tatsächlich selbst zu halten, und nicht bei der Bank.

Ich wollte schon ewig etwas Gold kaufen, weiss aber noch gar nicht, wie ich es angehen soll. Ich werde wohl erstmal bei der Hausbank nachfragen.

Zeitweise dachte ich auch es sei zu spät, da der Preis durch die Krise bereits sehr gestiegen ist. Inzwischen denke ich aber, es lohnt sich trotzdem: das Gold ist ja für Krisenzeiten gedacht, das heisst sollte wirklich der Fall eintreten dass ich es brauche, wäre sehr wahrscheinlich in dem Moment eine Krise am laufen, und der Goldpreis müsste entsprechend auch hoch sein. Mit Gold spekulieren würde ich hingegen nicht, es wäre wirklich eine Anlage für die Ewigkeit (d.h. entweder in einer Krise zu verbrauchen, oder irgendwann an die Nachkommen zu vererben).

Wichtig ist beim Goldkauf wohl, bekannte Standardmünzen oder Barren ohne Sammlerwert zu wählen. "Crashkurs" empfiehlt auch Münzen verschiedener grösse, um im Ernstfall auch kleine Beträge bezahlen zu können.

Zurück zu den Aktien: Herr Müller ist Spezialist dafür, ich bin es nicht. Aber so ganz leuchtet mir die Empfehlung nicht ein. Ich habe mehr Angst davor, dass das Geld entwertet werden könnte, und Aktien scheinen mir eine der wenigen möglichen Sachanlagen zu sein. Sicherlich gibt es Firmen die durch Finanzkrisen stark in Mitleidenschaft gezogen werden, aber einige Dinge die produziert werden werden auch in Krisenzeiten gebraucht, und dann sollten die zugehörigen Aktien doch auch entsprechend stabil bleiben.

Leider habe ich bislang keine Ahnung, wie man gute Aktien auswählt - ich kenne nur eine lange Liste von Dingen, die man vermeiden sollte.

Momentan habe ich noch eine längere Liste von Büchern, die ich zuerst rezensieren wollte, aber vielleicht komme ich noch auf Crashkurs zurück.

Ansonsten: wer lieber Videos als Bücher mag, wird vielleicht diese Vorlesung von Robert Shiller interessant finden. Shiller ist bekannt durch sein Buch Irrational Exuberance, indem es um die Entstehung von Wirtschaftsblasen geht. Er macht in der Vorlesung einen sehr symphatischen Eindruck auf mich, aber er schweift auch gerne ein bisschen ab. Ich wünschte ich hätte die Geduld, mir alle Teile der Vorlesung anzuhören (insgesamt 26 Stunden)... Schon am Anfang sagt er aber vieles, was mir gefällt, unter anderem, dass Finanzexperten nicht immer bösewichter sind. Er vergleicht Finanzkonstrukte mit anderen Ingenieursleistungen und sagt, dass auch bei den Finanzprodukten mehrere "Iterationen" nötig sind, um sie richtig hinzukriegen. Meist werden die Konstrukte jedoch erschaffen, um die Welt zu verbessern, nicht aus reiner Profitgier.