Vor kurzem habe ich in der Buchhandlung das Buch Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen von Dirk Müller durchgeblättert. Zum Kauf konnte ich mich noch nicht entschliessen, da ich bereits andere Bücher zu den meisten der darin behandelten Themen habe (etwa "was ist Geld"). Die Rezensionen auf Amazon klingen allerdings auch interessant, wäre erschreckend, wenn die "reale" Inflation tatsächlich bei 9% läge, nicht nur bei den offiziellen 3%.

Was ich im Schnellverfahren durchgelesen habe waren die Anlagetipps für die Krisenzeiten. Das Buch stammt wohl vom Herbst letzen Jahres, dürfte also einigermassen Finanzkrisenaktuell sein. Dirk Müller rät komplett von Aktien und Aktienfonds ab, und auch für Immobilienfonds scheint ihm die Zeit nicht reif zu sein. Er empfiehlt Tagesgeldkonten, da die Zinsen zur Zeit immer besser würden (die Banken brauchen Cash), und ausserdem Gold und evtl auch Silber.

Ich muss zugeben, dass mir noch nicht ganz klar ist, warum derzeit eher eine (Geldanlagen begünstigende) Deflation als eine Inflation erwartet wird - ich sehe nur dass die Staaten sich extrem verschulden, was meiner Meinung nach eher zu Inflation führen müsste. Denn irgendwann werden die Regierungen das Geld drucken, dass ihnen fehlt. Aber das ist nur eine Gefühl ohne grössere Recherche. Ich hätte momentan eher Angst, dass das Geld entwertet wird, daher ist Gold denke ich auf jeden Fall eine gute Idee. Wichtig hierbei ist dieses physisch zu halten, und zwar am besten noch nicht mal im Schliessfach der Bank, sondern irgendwo anders. In Amerika gab es tatsächlich den Fall, dass der Staat sich an die Goldvorräte der Bürger machte, so dass zeitweise Bankschliessfächer nur im Beisein von Beamten geöffnet wurden durften. Kamen dabei unangemeldete Goldvorräte zum Vorschein, musste nachgezahlt werden.

Sicher ist man also nur, wenn man das Gold irgendwie physisch hält. Mir ist noch keine gute Lösung dafür eingefallen, denn bei einem Einbruch alles zu verlieren wäre auch hässlich. Vielleicht bei Freunden und Verwandeten Depots einrichten, um das Risiko zu streuen? Interessant wäre auch, ob evtl. eine Hausratsversicherung helfen könnte - wobei dem Paranoiker in mir inzwischen eingefallen ist, dass die Datenbank der Hausratsversicherungen ja eigentlich das Paradies für Einbrecher sein müsste. Wer weiss, ob da nicht manchmal Informationen weiterverkauft werden (OK, das ist extrem Paranoid...).

Interessant war auch die Erwähnung von Silber in Dirk Müller's Buch: anscheinend gibt es bislang nur 20 mal mehr verfügbares Silber als Gold auf der Welt, dennoch beträgt der Silberpreis nur ein 70tel des Goldpreises. Daher gehen einige Fachleute davon aus, dass der Silberpreis künstlich niedrig gehalten wird und es irgendwann eine dramatische Preissteigerung bei Silber geben könnte. Dummerweise ist es kaum noch praktikabel, Silber zuhause zu horten, da man entsprechend grössere Mengen als bei Gold bräuchte (Kilos statt Gramm). Daher lagerten viele Leute Silber bei Banken ein - dachten Sie, zumindest schlossen sie entsprechende Verträge mit den Banken. Viele Banken kauften aber dann kein entsprechendes Silber und lagerten es physisch ein, sondern behandelten den Vertrag wie eine Option: sollte der Kunde sein Silber wollen, würde die Bank eben schnell welches kaufen. Hier könnte es passieren, dass Silber plötzlich zu teuer würde (etwa wenn alle gleichzeitig ihr Silber wollen - es gibt mehr "Optionen" auf Silber als es überhaupt Silber gibt), Banken können pleite gehen, und der Kunde hat kein Silber - wieder ein Beispiel das zeigt, wie wichtig es ist, die Edelmetalle tatsächlich selbst zu halten, und nicht bei der Bank.

Ich wollte schon ewig etwas Gold kaufen, weiss aber noch gar nicht, wie ich es angehen soll. Ich werde wohl erstmal bei der Hausbank nachfragen.

Zeitweise dachte ich auch es sei zu spät, da der Preis durch die Krise bereits sehr gestiegen ist. Inzwischen denke ich aber, es lohnt sich trotzdem: das Gold ist ja für Krisenzeiten gedacht, das heisst sollte wirklich der Fall eintreten dass ich es brauche, wäre sehr wahrscheinlich in dem Moment eine Krise am laufen, und der Goldpreis müsste entsprechend auch hoch sein. Mit Gold spekulieren würde ich hingegen nicht, es wäre wirklich eine Anlage für die Ewigkeit (d.h. entweder in einer Krise zu verbrauchen, oder irgendwann an die Nachkommen zu vererben).

Wichtig ist beim Goldkauf wohl, bekannte Standardmünzen oder Barren ohne Sammlerwert zu wählen. "Crashkurs" empfiehlt auch Münzen verschiedener grösse, um im Ernstfall auch kleine Beträge bezahlen zu können.

Zurück zu den Aktien: Herr Müller ist Spezialist dafür, ich bin es nicht. Aber so ganz leuchtet mir die Empfehlung nicht ein. Ich habe mehr Angst davor, dass das Geld entwertet werden könnte, und Aktien scheinen mir eine der wenigen möglichen Sachanlagen zu sein. Sicherlich gibt es Firmen die durch Finanzkrisen stark in Mitleidenschaft gezogen werden, aber einige Dinge die produziert werden werden auch in Krisenzeiten gebraucht, und dann sollten die zugehörigen Aktien doch auch entsprechend stabil bleiben.

Leider habe ich bislang keine Ahnung, wie man gute Aktien auswählt - ich kenne nur eine lange Liste von Dingen, die man vermeiden sollte.

Momentan habe ich noch eine längere Liste von Büchern, die ich zuerst rezensieren wollte, aber vielleicht komme ich noch auf Crashkurs zurück.

Ansonsten: wer lieber Videos als Bücher mag, wird vielleicht diese Vorlesung von Robert Shiller interessant finden. Shiller ist bekannt durch sein Buch Irrational Exuberance, indem es um die Entstehung von Wirtschaftsblasen geht. Er macht in der Vorlesung einen sehr symphatischen Eindruck auf mich, aber er schweift auch gerne ein bisschen ab. Ich wünschte ich hätte die Geduld, mir alle Teile der Vorlesung anzuhören (insgesamt 26 Stunden)... Schon am Anfang sagt er aber vieles, was mir gefällt, unter anderem, dass Finanzexperten nicht immer bösewichter sind. Er vergleicht Finanzkonstrukte mit anderen Ingenieursleistungen und sagt, dass auch bei den Finanzprodukten mehrere "Iterationen" nötig sind, um sie richtig hinzukriegen. Meist werden die Konstrukte jedoch erschaffen, um die Welt zu verbessern, nicht aus reiner Profitgier.