Es gibt genügend Bank- und Finanzberater die Überzeugunsarbeit leisten, damit wir frühzeitig unser Geld in festen Anlagen binden: am besten für die Verkäufer ist es, wenn wir uns gleich für die nächsten 30 bis 40 Jahre verpflichten, insgesamt ein paar Hunderttausend Euro in einen Rentensparplan einzuzahlen. Eine kleine Unterschrift, und schon ist man hoch verschuldet und fühlt sich auch noch gut dabei - vorerst, bis man feststellt, dass der Startschuss für das Rattenrennen längst gefallen ist.
Aber auch für kleine Sparpläne bringen die Berater gute Gründe vor, insbesondere sei dies die einzige Chance, das innere Anti-Sparschwein zu besiegen.
Sicher muss man sein Geld irgendwie anlegen und sich auch auf die Zukunft (Rente und anderes) vorbereiten. Mit der Wahl von guten Anlagen werde ich mich in diesem Blog sicher noch öfter befassen.
Ohne ein Spezialist für Anlageberatung zu sein, bin ich mir aber einer Sache sicher: wichtiger als jede Geldanlage ist erst einmal die Investition in die eigene Gesundheit. Wenn ich also 100€ im Monat übrig haben sollte, so investiere ich diese ersteinmal in eine Mitgliedschaft in einem Fitnessclub oder anderem Sportverein meiner Wahl. Auch die Mitgliedschaft in einer Krankenkasse sollte oberste Priorität vor allem anderen haben.
Weitere Aspekte die zunächst abgedeckt werden sollten sind eine gesunde Ernährung, und ein Alltag, der nicht zu viel Stress verursacht. Eine Möglichkeit überschüssiges Geld anzulegen ist es Beispielsweise, sich zusätzliche Freizeit zu erkaufen. Anstatt einen 60-Stunden Job für 50000€ Jahresverdienst zu machen und 6000€ im Jahr auf das Sparbuch zu packen, empfiehlt es sich vielleicht eher, einen 40-Stunden Job für 40000€ im Jahr zu suchen und dafür auf die Ersparnisse zu verzichten.
Der Wert der eigenen Gesundheit wird hier vielleicht auch schon deutlich: Rechnen wir damit, dass ein Jahr der eigenen Arbeitskraft 40000€ wert ist, so müsste der 60-Stunden-Jobber 7 Jahre Stress schieben, um diese 40000€ anzusparen. In 7 Jahren kann man sich seine Gesundheit aber schon gründlich ruinieren. Übergewicht, durch Stresshormone angegriffenes Immunsystem und dergleichen können unterm Strich vielleicht mehr als nur ein Lebensjahr kosten (dies vermute ich jetzt einfach mal, ich bin kein Arzt). Der Stressjob könnte sich also als Minusgeschäft herausstellen.
Dies ist jedenfalls die Wahl, die ich aufgrund meiner persönlichen Prioritäten treffen würde. Dass jeder Job kurzfristige Stressphasen haben kann ist klar, und es mag auch kurzfristige Ziele geben, die solche Burstphasen für kurze Zeit rechtfertigen. Mir ist jedoch daran gelegen, in meinem Leben möglichst lange leistungsfähig zu bleiben. Nicht nur bringt die angesparte Rente nichts mehr, wenn man im Rentenalter nur noch ein physisches Wrack ist. Auch das Bankkonto leidet langfristig darunter, wenn man wegen Burnout oder Krankheit sein Arbeitsleben vorzeitig beenden muss.
Zudem ist Gesundheit die beste Zukunftsvorsorge. Selbst wenn das gesamte Wirtschaftssystem zusammenbrechen sollte, meine Ersparnisse entwertet würden und mein Job nicht mehr nachgefragt wäre: solange ich einigermassen gesund bin vertraue ich darauf, mich irgendwie durchschlagen zu können (notfalls als Pfandflaschensammler). Ist man hingegen krank und hat plötzlich kein Geld mehr um notwendige medizinische Betreuung zu bezahlen, wird es sehr, sehr schwierig.
Zum Abschluss als Lesetipp ein Buch zum Thema Stress, das mir sehr gut gefallen hat (allerdings auf englisch): Why Zebras Don't Get Ulcers von Robert M. Sapolsky